Stadtteilschule Mitte

//Stadtteilschule Mitte

Schule Griesstraße 101 / Marienthaler Straße

1909 – 1933 war Fritz Schumann Oberbaumeister der Stadt Hamburg. Er realisierte in dieser Zeit viele
öffentliche Bauten wie beispielsweise das Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall, die
Davidwache oder das Planetarium im Stadtpark. Er baute jedoch auch die heutige Stadtteilschule
Hamburg-Mitte, sowie einen Großteil des heutigen Stadtteils Hamm. Große zusammenhängende
Wohnblöcke mit Innenhöfen, begehbar und unbegehbar, in fast gleichem Baustil prägen das Gesicht
dieser Fläche. Schumann war allerdings nicht nur für den Bau der Schule verantwortlich, mit ihm ging
auch ein völlig neues pädagogisches Konzept einher. Dieser neue Schultyp verzichtete beispielsweise auf
körperliche Züchtigung, welche damals durchaus noch Gang und Gebe war. Die Schüler sollten ab sofort
eine praxisbezogene Ausbildung erhalten, weshalb viele neue Werkräume, eine Lehrküche, Musikräume,
Turnhallen und allgemein viel mehr Platz in den Schulbau integriert wurde. Dadurch sollten die Kinder
auf die neuen Anforderungen in der Arbeitswelt vorbereitet werden.

Nach der Machtübernahme 1933 wurde auch die Schule in der Griesstraße gleichgeschaltet und der
NSDAP unterstellt. Der Schulalltag wurde oftmals durch Aufmärsche, Appelle oder besondere Feiertage
unterbrochen. Im Laufe des 2. Weltkrieges wurden dann auch immer mehr Lehrer und Schüler für den
Kriegsdienst eingezogen. Ein ehemaliger Lehrer berichtet: „Die Schule lag auf Platz 2, das war spürbar,
auf Platz 1 stand die Wehrmacht.“ Während des Krieges wurden in der Schule Materiallager, sowie
Notwohnungen eingerichtet.

Ab August 1943 wurde die Schule Kriegsgefangenenlager, u.a. ein Baubatallion Franzosen, die die
Schule sogar notdürftig reparierten und wieder aufbauten.

Hammer Park

Die Geschichte des Hammer Parks beginnt im Jahre 1693, als die nahegelegene Dreifaltigkeitskirche
geweiht wurde und Peter Burmeister hier seinen Landbesitz einrichtete, der später als „Hammer Hof“
bekannt wurde. Anfangs waren es nur einige Häuser und ein paar private Gärten. Im Winter 1813/14
wurde der Park von französischen Besatzungstruppen weitestgehend zerstört, um freies Schussfeld gegen
die anrückenden russischen Truppen zu schaffen.

Durch mehrere Verkäufe und Hochzeiten gelangte der Besitz 1829 in den Besitz der Sievekings. In den
Jahren 1829 – 1914 entstand hierdurch unter anderem eine Brennerei, eine Meierei, eine Ziegelei, sowie
Kuh- und Pferdeställen. Im um- und ausgebauten neuen Landhaus empfing Sieveking zahlreiche
Gelehrte, Künstler, Diplomaten und Fürsten, darunter auch den dänischen König Christian VIII.. 1832
entstand des Weiteren eine Stätte für verwahrloste Kinder, das heutige Rauhe Haus.

1914 erwarb die Stadt Hamburg den Park, ließ ihn umgestalten und öffnete ihn schließlich 1920 für die
Öffentlichkeit. Seitdem gab es dort vielfältige Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Angefangen mit
kleinen Tischen und Stühlen für Spiele der Kleinkinder, über ein 150 Meter langes Planschbecken bis hin
zu einem Sportplatz inklusive Tennisplätzen. Auch wurde ein Heckengarten sowie viele Versuchsgärten
für den Anbau neuer Obst- und Gemüsesorten angelegt.

Hamburger Bunker und der Feuersturm 1943

Nach den Luftangriffen 1940 auf Berlin begann deutschlandweit ein massiver Bunkerbau. Vorher nahm
man an, dass ausgebaute Keller völlig ausreichend als Schutz seien.

Hamburg wurde aufgrund seiner Nähe zur Küste gar die Stadt mit den meisten Bunkern: 1051! Hierbei
gab es 4 verschiedene Bunkertypen: Röhren-, Tief-, Hoch-, sowie Rundbunker. Röhrenbunker waren
meist vier durch Notausgänge miteinander verbundene unterirdische Betonröhren, in denen die Menschen
auf einer Seite auf Klappbänken saßen und gegenüber auf schmale Regale ihr Notgepäck packen konnten.
Einer dieser Röhrenbunker ist das Bunkermuseum Hamm, das wir noch besichtigen werden.
Der Sommer 1943 war ein besonders heißer und trockener Sommer. Als die Alliierten (u.a.
Großbritannien, Frankreich und die U.S.A.) in den letzten Julinächten Hamburg bombardierten, führte
diese Wetterlage dazu, dass ein riesiger Feuersturm aufzog und manche Stadtteile teilweise Wochen
brannten. Über der Stadt schwebte eine 7 km hohe Rauchwolke, teilweise war die Sonne gar nicht mehr
zu sehen. Schätzungsweise gab es ca. 34.000 Tote und 125.000 Verletzte.

Herr W. schildert im Abstand von mehr als 50 Jahren den Beginn des Feuersturms. Er wohnt zu dieser
Zeit im nördlichen Hamm, in der Marienthaler Straße, an der Grenze zu Eilbek:

„Wir saßen noch gemütlich am reichlich späten Abendbrottisch, als die Sirenen wieder einmal Voralarm
heulten. Aus Erfahrung klug geworden, bereiteten wir uns sofort auf den Kellergang vor. Und kurz darauf
gab es auch wie befürchtet Vollalarm. […] Wieder gab es zuerst Flakfeuer zu hören, dann ebenfalls das
Bombergeräusch, das Rauschen der Bombenteppiche und die nachfolgenden Einschläge. […] Nach
ziemlich langer Zeit, als wir schon dachten, das Schlimmste wäre überstanden, gab es einen
fürchterlichen Krach und eine Erschütterung, als ob das Haus zusammengefallen wäre. Offenbar ein
Volltreffer – und wir saßen plötzlich im Dunkeln.
Der Luftschutzwart begab sich vorsichtig durch die wie durch ein Wunder noch bewegliche Stahltür ins
Treppenhaus oder vielmehr in das, was von ihm noch übrig geblieben war, und kam zurück mit der
Schreckensmeldung, das ganze Haus stünde in Flammen, offensichtlich durch eine der berüchtigten
Phosphorkanister-Bomben, die so heimtückisch waren, weil der Phosphor unter Wasser weiterbrannte
und sich daher als unlöschbar erwies. Wir saßen im Dunklen und die Luft wurde knapp. […] Der einzige
Ausweg war der vorbereitete Mauerdurchbruch zum Keller des Nebenhauses. […] Bei
Taschenlampenbeleuchtung wurde diese Arbeit in Angriff genommen, nach einiger Zeit mit Erfolg.
Hinein strömte vom Keller des Nachbarhauses etwas frischere Luft. Und allesamt mussten wir nun in
größter Eile durch das enge Loch kriechen und dabei unsere Luftschutzkoffer zurücklassen. Vom
Nachbarkeller war der Weg ins dortige Treppenhaus frei.“[1]

[1]Jens Wieker, Kerstin Raßmußen und Gunnar Wulf , Die längste Nacht – Hamburger Zeitzeugen berichten über den
Feuersturm. Hamburg 2013, S. 12 f..

2020-04-21T21:57:16+00:00